Der Osten schrumpft am schnellsten
Nach den jüngsten Vorausberechnungen des Statistischen Bundesamtes wird die Bevölkerungszahl in Deutschland bis 2060 deutlich zurückgehen.
Vor allem zwischen den Bundesländern, zwischen Ost- und Westdeutschland sowie zwischen Flächenländern und Stadtstaaten sind im Detail große Unterschiede zu erwarten. Die Hochrechnungen beruhen auf zwei unterschiedlichen Zuwanderungsannahmen. Ob diese angesichts aktueller wie künftiger Zuwanderungsbewegungen wirklich so eintreten, ist allerdings fraglich.
Der Rückgang der Einwohnerzahlen hat vor allem in Ostdeutschland gravierende Folgen: Während dort im Jahr 2013 noch 12,5 Millionen Menschen zu Hause waren, werden es nach aktuellen Berechnungen immer weniger. So sollen – trotz Zuwanderung – im Jahr 2060 nur noch etwa neun Millionen Einwohner (minus 26 Prozent) im Osten Deutschlands leben. Am stärksten betroffen davon wird das Bundesland Sachsen-Anhalt sein, dessen Bevölkerungszahl in diesem Zeitraum um rund ein Drittel schrumpft. Westdeutschland, wo 2013 mehr als 62 Millionen Menschen lebten, kann zwar in den kommenden Jahren noch mit einem leichten Bevölkerungsplus rechnen, ist jedoch bis zum Jahr 2060 ebenfalls mit sinkenden Bevölkerungszahlen konfrontiert. Dabei dürfte sich die jüngste Zuwanderung allerdings auswirken, da es erfahrungsgemäß viele Zuwanderer in die wirtschaftlich prosperierenden Bundesländer zieht.
Das statistische Szenario geht für Westdeutschland – je nach Umfang der Zuwanderung – von einer Bevölkerung zwischen 53 und 57 Millionen Menschen im Jahr 2060 aus. Bayern und Baden-Württemberg können mit Zuwachs rechnen, Bundesländer wie Rheinland-Pfalz und Schleswig-Holstein eher mit reduzierten Einwohnerzahlen.
In die Städte werden noch mehr Menschen ziehen. Deshalb wachsen die Einwohnerzahlen der Städte beziehungsweise Stadtstaaten wie Hamburg und Bremen. Die Prognose geht davon aus, dass die städtische Bevölkerung von 5,8 Millionen Menschen (2013) auf 5,9 bis 6,4 Millionen zunimmt. Besonders begehrt bleibt Berlin, gefolgt von Hamburg.
Die ostdeutsche Bevölkerung schrumpft nicht nur überdurchschnittlich, sie altert auch stärker. So wird bereits 2030 voraussichtlich jeder dritte Einwohner (32 Prozent) im Rentenalter (über 64 Jahre) sein. Im Jahr 2013 war es nicht einmal jeder Vierte (24 Prozent). Danach vollzieht sich die Alterung langsamer. So wird bis 2060 ein Rentner-Anteil von mindestens 34 Prozent in den ostdeutschen Ländern erwartet. Im übrigen Bundesgebiet steigt dieser Anteil langsamer an und erreicht erst im Jahr 2060 ein vergleichbares Niveau (über 30 Prozent). Mit diesen Verschiebungen wird sich auch das Verhältnis der Empfänger von Leistungen der Alterssicherungssysteme zu den Erbringern dieser Leistungen verschlechtern. Entfielen im Jahr 2013 auf 100 Personen im Erwerbsalter (20 bis 64 Jahre) noch 34 Personen, die 65 Jahre und älter waren, kann sich dieses Verhältnis im Jahr 2060 auf 100 Leistungserbringer zu 65 Leistungsbezieher entwickeln.
Für diese Bevölkerungsvorausberechnung gehen die Statistik-Experten von einer jährlichen Geburtenrate von 1,4 Kindern pro Frau sowie einem Anstieg der Lebenserwartung bei der Geburt aus. Auch die (sich abschwächende) Binnenwanderung zwischen den Bundesländern wurde bis zum Jahr 2039 berücksichtigt.
Berechnungen des Statistischen Bundesamtes (Destatis). Publikation „13. koordinierte Bevölkerungsvorausberechnung“
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