Demografisches Problem nur mit Zuwanderung lösbar
Aufgrund der zunehmenden Alterung der Gesellschaft fehlen Deutschland in Zukunft Arbeitskräfte. Dieses Problem lässt sich nur durch eine verstärkte Zuwanderung lösen.
Die Lebenserwartung der Deutschen steigt. Diese erfreuliche Nachricht stellt die Sozialsysteme vor ein demografisches Problem. Immer weniger Beschäftigte müssen die Lasten für Rente und Gesundheit schultern. Um das Gleichgewicht wieder herzustellen, werden künftig mehr Arbeitskräfte benötigt.
Aus der eigenen Bevölkerung ist der Bedarf allerdings bald nicht mehr zu stemmen. Mehr als eine viertel Million jährliche Zuwanderung benötigt Deutschland im Jahr 2060, um alle Stellen auf dem deutschen Arbeitsmarkt zu besetzen. Zu dieser Einschätzung gelangt die Bertelsmann-Stiftung in einer aktuellen Studie. Der deutsche Arbeitsmarkt wird danach vor allem auf außereuropäische Zuwanderung angewiesen sein. Die EU-Staaten wie zum Beispiel Polen und Rumänien werden nämlich ebenso mit demografischen Problemen kämpfen. 2060 würden nach der Prognose jährlich nur noch rund 110.000 Personen aus anderen EU-Ländern in die Bundesrepublik kommen. Bei einem Bedarf von einer viertel Million würden also 140.000 Zuwanderer fehlen. Diese müssten aus Drittstaaten außerhalb Europas stammen.
Wie sieht es mit dem inländischen Potenzial aus?
Doch braucht Deutschland wirklich so viele Einwanderer? Können nicht aus eigenen Ressourcen Arbeitskräfte mobilisiert werden? Bei einem Szenario ohne künftige Zuwanderung, bei dem der Beschäftigungsgrad auf dem derzeitig guten Stand bleibt, würde der Anteil der Erwerbstätigen auf 31 Millionen sinken. Das wäre ein Rückgang von rund 16 Millionen. Diese Zahlen sind zudem sehr optimistisch gerechnet. So gehen die Studienautoren dabei von einem späteren Renteneintritt, einer höheren Geburtenrate und einer häufigeren Beschäftigung von Älteren aus. Die Erwerbsquoten von Frauen und Männern sind darüber hinaus angeglichen und alle Arbeitslosen wieder in den Jobmarkt integriert. Auch eine Reduzierung der Stellen durch die Digitalisierung ist mit bedacht. Doch selbst diese extrem positiven Annahmen kompensieren nicht den demografischen Effekt. Der Rückgang der Beschäftigten verlangsamt sich dadurch lediglich etwas. Auf Dauer aber nimmt die Bevölkerung im Erwerbsalter stärker ab, als die Erwerbsquoten aus eigener Kraft steigen können.
Was muss der Arbeiter der Zukunft können?
Allein mehr Arbeitskräfte zu haben, reicht allerdings nicht aus. Die Frage ist, welche Branchen in Zukunft Fachkräfte benötigen und welche wahrscheinlich schrumpfen. Die Anforderungen an die Beschäftigten verschieben sich den Ergebnissen dieser Studie deutlich. So werden vor allem Akademiker verstärkt nachgefragt. Auf der mittleren Qualifikationsebene treten hingegen Schwierigkeiten auf, da viele dieser Aufgaben durch hoch entwickelte Technologien wegfallen. Insgesamt ändert die Digitalisierung den Arbeitskräftebedarf aber nicht, da auch viele neue Stellen dadurch entstehen. Experten und Spezialisten wie Techniker werden daher in Zukunft mehr gebraucht. Die Digitalisierung treibt den Bedarf an höher qualifizierten Angestellten nach oben. Geringqualifizierte werden im Vergleich dazu die größten Arbeitsmarkprobleme haben.
Nur die Besten nach Deutschland?
Die Bundesrepublik braucht also in Zukunft sehr gut ausgebildete Beschäftigte. Allerdings sind Zuwanderer aus Drittstaaten, die zum Zweck der Erwerbstätigkeit einreisen, nicht unbedingt immer hochqualifiziert. Im vergangenen Jahr kamen 60.000 Arbeitskräfte nach Deutschland, davon waren fast 23.000 ohne Berufsausbildung, 25.000 mit mittlerem und nur 12.000 mit hohem Qualifikationsniveau. Außerdem ist damit zu rechnen, dass der Anreiz für hochqualifizierte Zuwanderer nach Deutschland sinkt, da deren Einkommenschancen auf dem heimischen Arbeitsmarkt steigen. Umgekehrt ziehen vermutlich Menschen im mittleren Beschäftigungsbereich angesichts schlechterer Möglichkeiten vermehrt aus dem Heimatland fort. Deutschland müsste also künftig den Zuzug besser steuern.
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