In den nächsten 20 Jahren schrumpft die Bevölkerung in Deutschland nicht wie bislang in den offiziellen Vorausberechnungen angenommen, sondern wächst wider Erwarten. Ende 2035 leben hierzulande etwa drei Millionen mehr, als das Statistische Bundesamt in seiner derzeit geltenden Bevölkerungsvorausberechnung annimmt. Zu diesem Ergebnis gelangt das Institut der deutschen Wirtschaft Köln (IW) mit eigenen Berechnungen.
Der Grund für diese Abweichung: Es kommen seit 2015 deutlich mehr Ausländer nach Deutschland als Deutsche und Ausländer fortziehen. Daher ist die Frage, ob und wie Migranten die demografische Entwicklung unseres Landes verändern, durchaus berechtigt. Die Schätzungen der IW-Experten belegen eines: Aktualisierte Informationen über die zukünftige Entwicklung der Bevölkerung sind erforderlich. Im vergangenen Jahr betrug die Nettozuwanderung immerhin 1,1 Millionen, wie das Statistische Bundesamt bereits vor einigen Monaten feststellte. Die Hälfte davon sind Flüchtlinge. Das diese aber erst in die Statistik eingehen, wenn sie einen Asylantrag gestellt haben, ist deren tatsächliche Zahl deutlich höher. So kommen noch einmal 300.000 bis 400.000 Asylanträge aus dem Jahr 2015 zu den im Durchschnitt pro Jahr erwarteten 500.000 Flüchtlingen hinzu.
Mehr Migration als erwartet
Die Migration ist damit deutlich höher, als in den statistischen Vorausberechnungen angenommen. Das Statistische Bundesamt hat für die Jahre 2014 und 2015 aber nur eine Nettozuwanderung von 500.000 Personen unterstellt, die in den folgenden Jahren langfristig je nach Szenario auf 200.000 oder 100.000 absinkt. Da es zunächst keine Aktualisierung der jüngsten Bevölkerungsvorausberechnung geben wird, hat das Institut der deutschen Wirtschaft in Köln eigene Prognosen angestellt.
Der Prognose des Instituts der deutschen Wirtschaft zufolge wächst die Bevölkerung bis 2022 auf 83,9 Millionen Personen. Auf diesem Niveau verbleibt sie bis 2028, erst danach nimmt die Bevölkerungszahl wieder leicht ab. Für 2035 gehen die IW-Wissenschaftler im Durchschnitt ihrer Simulationen von 83,1 Millionen aus. Das sind immerhin 1,2 Millionen Personen mehr als im Jahr 2015. Daher lautet eine ihrer Schlussfolgerungen: Der lange Zeit als sicher angenommene Rückgang der Bevölkerung findet in den beiden kommenden Dekaden noch nicht statt.