Deutsche Neugeborene dürfen sich auf ein längeres Leben freuen. Doch auch für Ältere hat die Lebenserwartung zugenommen.
Nach der aktuellen Sterbetafel werden neugeborene Jungen voraussichtlich 78,3 Jahre alt. Mädchen können mit einer Lebensspanne von 83,2 Jahren rechnen. Seit Beginn der deutschen Aufzeichnungen hat sich die Lebenserwartung somit mehr als verdoppelt. Hauptursache dafür war lange Zeit eine sinkende Kindersterblichkeit. Heutzutage ist das allerdings kaum noch ausschlaggebend. Ganz im Gegenteil sogar, denn gerade die immer längere Lebenserwartung der älteren Menschen zieht den Schnitt nach oben.
Eine Sterbetafel bildet ab, wie sich Neugeborene mit voranschreitendem Alter durch den Einfluss der Sterblichkeit reduzieren. Also wie lange Babys den aktuellen Überlebensverhältnissen entsprechend durchschnittlich leben würden. Die Sterbewahrscheinlichkeiten werden anhand der tatsächlichen Todesfälle geschätzt.
25- bis 50-Jährige haben die besten Überlebenschancen
So ist beispielsweise die Wahrscheinlichkeit, in den ersten 50 Lebensjahren zu sterben, im Säuglingsalter am höchsten. Wer diese Phase überstanden hat, für den wird es noch mal um die 20 herum eng. Motorisierte Jugendliche und junge Erwachsene im Straßenverkehr lassen das Sterberisiko in dieser Altersgruppe markant ansteigen. Männer sind davon im Übrigen eher betroffen als Frauen. Wer das 25. Lebensjahr hinter sich hat, kann dann aber erst mal eine Weile durchschnaufen. Erst mit 50 erreichen Männer wieder die Höhe ihrer Säuglingssterblichkeit, Frauen fünf Jahre später. In den folgenden Jahren steigt dann das Risiko allerdings immer stärker an. Doch keine Panik: Die Wahrscheinlichkeit, als 60-jähriger Mann zu Tode zu kommen, liegt bei gerade mal einem Prozent. Bei Frauen sogar nur bei einem halben Prozent.
Nach diesem Prinzip kommt jede Altersgruppe auf eine individuelle Lebenserwartung. Im ersten Lebensjahr sterben durchschnittlich 355 von 100.000 Mädchen. Die übrig gebliebenen 99.645 Mädchen haben im Alter von zwei nun eine veränderte Sterblichkeitswahrscheinlichkeit, da sie die 355 Neugeborenen ja bereits „überlebt“ haben. Auch Hundertjährige kommen so noch auf eine fernere Lebenserwartung. Diese liegt bei den Männern bei 1,8 und bei den Frauen bei 2,1 Jahren.
Deutsche hinken bei der Lebenserwartung hinterher
Am schlimmsten sieht es bei der Lebenserwartung zur Geburt in afrikanischen Ländern aus. Am frühesten sterben Männer in der Zentralafrikanischen Republik mit statistisch 49,6 Jahren und Frauen in Sierra Leone mit 52 Jahren. Die Säuglinge mit der höchsten Lebenserwartung lassen sich in Hongkong finden. Neugeborene Mädchen können sich hier auf eine Lebensdauer von 87,3 Jahren freuen.
Längstes Leben in der Schweiz
Aber nicht nur global, auch innerhalb der EU hinkt die Bundesrepublik hinterher. In den meisten Nachbarstaaten Deutschlands kann mit einem längeren Leben gerechnet werden. So haben Neugeborene in Belgien, Frankreich, Luxemburg, Österreich und in der Schweiz eine höhere Lebenserwartung als deutsche Säuglinge. Hingegen leben dänische Mädchen voraussichtlich ein halbes Jahr kürzer. Auch polnische und tschechische Babys erreichen eine geringere Lebenserwartung. Insgesamt belegen deutsche Mädchen von allen 21 untersuchten EU-Ländern nur Platz 15. Bei den Jungen sieht es mit Platz 17 sogar noch schlechter aus.
Die beste Chance auf ein langes Leben in Europa haben Neugeborene (Mädchen und Jungen zusammengefasst) in der Schweiz. Sowohl für Jungen als auch für Mädchen ist unser südlicher Nachbarstaat jeweils in der europäischen Top 3. Die höchste Lebenserwartung bei Geburt besitzen allerdings Jungen in Island und Mädchen in Spanien. Verblüffend groß ist der Unterschied zwischen den Geschlechtern in Portugal. Hier erwartet Mädchen ein relativ langes Leben, Jungen hingegen ein eher kurzes.