Niedrigzins treibt Pensionsverpflichtungen
Der Wert der Pensionsverpflichtungen der 30 DAX-Unternehmen stieg im vergangenen Jahr von 365,3 Milliarden Euro auf etwa 409 Milliarden Euro.
Das ergaben Hochrechnungen und Schätzungen des Beratungsunternehmens Mercer auf der Grundlage der veröffentlichten Geschäftsberichte dieser Unternehmen sowie aktueller Kapitalmarktinformationen.
Im gleichen Zeitraum nahm das Pensionsvermögen, das diesen Verpflichtungen gegenübersteht, von 245,6 Milliarden Euro auf etwa 274 Milliarden Euro zu. Der Deckungsgrad für die Verpflichtungen liegt wie im Jahr davor bei 67 Prozent. Die Auswirkungen des Coronavirus führen jedoch zu erheblichen Belastungen im gerade begonnenen Geschäftsjahr 2020, warnt die Beratungsgesellschaft. Die Verpflichtungen erreichen neue Rekordhöhen, während das Vermögen an Wert verloren hat.
Ende der Fahnenstange noch nicht erreicht
Vor allem der Niedrigzins belastet die Entwicklung der Pensionsverpflichtungen. So ist der Rechnungszins zum Teil auf ein Prozent und darunter gefallen. Bei einem sinkenden Rechnungszins steigen im Gegenzug aber die Verpflichtungen an, weil aus heutiger Sicht mehr Finanzaufwand erforderlich ist, um die künftigen Betriebsrenten zu bezahlen. Das Ende der Fahnenstange sei noch nicht erreicht. „Allein die Marktentwicklungen aufgrund des Coronavirus seit Anfang des Jahres haben das Zinsniveau mittlerweile um bis zu 0,4 Prozentpunkte sinken lassen. Sofern sich diese Entwicklung nicht wieder entspannt, würde das im Verpflichtungsvolumen weitere 25 Milliarden Euro bedeuten“, erläutert Thomas Hagemann, Chefaktuar von Mercer Deutschland.
Zu beachten sei allerdings, so Mercer, dass es sich beim Anstieg der Pensionsverpflichtungen zunächst nur um eine rein bilanzielle Bewertung handelt. Die Verpflichtungen selbst sind nicht zinsabhängig. An den zugesagten Versorgungsleistungen ändert sich nichts durch die Zinsentwicklung. Andere Faktoren, wie zum Beispiel die Zusammensetzung des DAX, spielten für die Veränderung der Verpflichtungswerte nur eine untergeordnete Rolle.
Weiter hohe Schwankungen zu befürchten
Das Pensionsvermögen profitierte durch die überwiegend positiven Trends an den internationalen Aktienmärkten. Das vergangene Jahr fiel für Aktien zwar turbulent aus, brachte unter dem Strich aber einen signifikanten Anstieg des Pensionsvermögens. Davon ist aber durch die Entwicklungen zu Beginn dieses Jahres vieles schon wieder verloren. So geht Jeffrey Dissmann, Leiter Investment Consulting in Deutschland bei Mercer, von einem Verlust von mehr als 20 Milliarden Euro Pensionsvermögen aus. Die Mercer-Experten rechnen zudem mit weiter hohen Schwankungen an den Kapitalmärkten.
Daher sei es empfehlenswert, moderne Zusageformen zu wählen, insbesondere ohne Zinsgarantien. „Allerdings könnte gerade die aktuelle Entwicklung dazu führen, dass die durch das Betriebsrentenstärkungsgesetz eingeführten reinen Beitragszusagen von den Gewerkschaften nicht angenommen werden und diese wichtige Chance vertan wird“, befürchtet Hagemann.
Nachricht an die Redaktion
Senden Sie Hinweise, Lob oder Tadel zu diesem Artikel an die DIA Redaktion.
Ausgewählte Artikel zum Thema
Deutscher bAV-Preis 2020 verliehen
Die Techniker Krankenkasse, Novartis, Bayer und Covestro sind die Gewinner des diesjährigen Deutschen bAV-Preises in der Kategorie „Großunternehmen“. Unter den kleinen und mittleren Unternehmen konnten sich der Pharmadienstleister Vetter, das fränkische Technologieunternehmen GRW, der IT-Dienstleister BWI und der Anbieter von Elektroschaltanlagen ESA über die Auszeichnung für vorbildliche betriebliche Altersversorgungsprojekte freuen. Die Auszeichnungen, über deren Vergabe […]
Artikel lesenBewegung unter den Pensionsfonds
Die MAN Gruppe hat die gesamten Pensionsverpflichtungen des MAN Pensionsfonds auf den Willis Towers Watson Pensionsfonds übertragen. Auslagerungen von Pensionsverpflichtungen an externe Dienstleister sind an sich nicht ungewöhnlich. Die Entscheidung von MAN gibt einigen Experten dennoch zu denken. Schließlich war der MAN Pensionsfonds seit seiner Gründung im Jahr 2007 mehr als eine Dekade „in Betrieb“. […]
Artikel lesenVor allem Makler beraten zur Betriebsrente
Makler und Mehrfachagenten sind der wichtigste Vertriebskanal für Produkte der betrieblichen Altersversorgung in Deutschland. Sie stellten 2018 mit einem Anteil von 40 Prozent den größten Teil am Neugeschäftsvolumen. Berechnet wurde dieser Anteil auf der Grundlage des sogenannten Annual Premium Equivalent (APE). Es ergibt sich aus der Summe der laufenden Beiträge für ein Jahr und zehn […]
Artikel lesen