Betriebsrente nimmt Fahrt auf
Am Montag soll das 177 Seiten starke Koalitionspapier unterzeichnet werden. Wieder zum Tabu erklärten die künftigen Regierungsparteien die dringend notwendige Verlängerung der Lebensarbeitszeit. Verdrängung heißt die Linie.
Am 14. März soll Bundeskanzlerin Angela Merkel im Deutschen Bundestag wiedergewählt werden. Bei der Bildung der letzten Großen Koalition erhielt sie 74,4 Prozent der Stimmen des Deutschen Bundestags. Von solchen Zustimmungswerten kann sie diesmal nur träumen. Die Regierungspartner stellen nur 56 Prozent des Parlaments.
Die zentralen Versprechen im Koalitionspapier sind die Einrichtung einer Rentenkommission mit Experten, die Schaffung eines Online-Rentenkontos wie in Skandinavien, die Beibehaltung von 48 Prozent Sicherungsniveau bis 2025, die Etablierung einer Grundrente und die Ausweitung der Mütterrente.
Die Sozialdemokraten besetzen wieder das Bundesministerium für Arbeit und Soziales. Das steht fest. Die bisherige Amtsinhaberin Andrea Nahles ist inzwischen Vorsitzende der SPD-Bundestagsfraktion. Sie strebt auch den Parteivorsitz an. Wer ihr folgt, geben am heutigen Freitag der amtierende Parteivorsitzende Olaf Scholz und die Fraktionschefin bekannt. Der Hamburger Bürgermeister Scholz wird Bundesfinanzminister. Bundesaußenminister Sigmar Gabriel hat sich bereits verabschiedet. Er ließ wissen, dass ihn die neue Parteispitze unterrichtet habe, er bekomme einen Nachfolger.
Online-Rentenkonto: Junge Menschen besser informieren
Beim Thema „Alterssicherung“ sollte in der neuen Legislaturperiode auf einen freidemokratischen Hoffnungsträger geachtet werden: Johannes Vogel, ein Mandatsträger mit viel Expertise auf diesem Gebiet. Er gehört zu den Vorkämpfern für das beabsichtigte Online-Rentenkonto und streitet für mehr Transparenz in der Altersvorsorge. Vor dem Hintergrund einer sich verändernden Arbeitskultur mahnt er Reformen in Deutschland an und denkt an intelligent bestückte Baukastensysteme. „Ein zukunftsfähiges Rentensystem sollte so aufgebaut werden, dass es typischen Zickzack-Lebensläufen der digitalen Ökonomie gerecht wird, in der Menschen zwischen Festanstellungen, Freelancer-Tätigkeiten und Selbstständigkeit wechseln.“
Vor allem junge Menschen müssen sich, so Vogel, besser informieren. So drohe ihnen ohne frühzeitige private Altersvorsorge nach dem Erwerbsleben ein Abrutschen in die Altersarmut. Es ist gut, dass ein 35-Jähriger, der noch im Lebensgefühl der jungen Generation ist, dieses Thema traktiert.
Betriebsrente nimmt Fahrt auf
Die Betriebsrente nimmt nach der Verabschiedung des Gesetzes zur Stärkung der zweiten Säule der Altersvorsorge Fahrt auf. In der Versicherungsbranche herrscht Aufbruchstimmung. Neue Angebote entstehen. Der Markt ist groß. Haben bisher doch weniger als 60 Prozent der Beschäftigten eine betriebliche Altersvorsorge. Vor allem Geringverdiener und Beschäftigte kleiner und mittlerer Unternehmen erwarben häufig noch keinen Anspruch. Auf der Anbieterseite gibt es eine Reihe neuer Offerten. So machen beispielsweise Talanx und Zurich gemeinsame Sache. „Die Deutsche Betriebsrente“ soll schon bald starten. Gewerkschaften und Arbeitgeberverbände haben es allerdings nicht so eilig. Vor dem Jahr 2019 rechnet kaum einer mit den ersten Sozialpartnermodellen. Bei Haustarifverträgen tut sich allerdings jetzt schon einiges.
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