Trend bei der Teilzeit: Mehr Frauen, weniger Geld
In den vergangenen Jahrzehnten ist die Erwerbsbeteiligung von Frauen zwar deutlich gestiegen, doch immer mehr von ihnen gehen nur einer Teilzeiterwerbstätigkeit nach. Das hat Folgen, vor allem finanziell.
Die bereits seit einigen Jahren anhaltende stabile Wirtschaftslage in Deutschland wirkt sich auch positiv auf den Arbeitsmarkt und die Erwerbstätigkeit aus. So ist die gesamte Erwerbsbeteiligung hierzulande seit Mitte der 1990er Jahre deutlich gestiegen.
Lag die Beschäftigungsquote 1995 für beide Geschlechter bei etwa 70 Prozent, gingen im Jahr 2017 bereits acht von zehn Personen (etwas über 80 Prozent) im erwerbsfähigen Alter einer Erwerbstätigkeit nach. Dieser deutliche Anstieg ist vor allem Ergebnis einer häufigeren Teilzeiterwerbstätigkeit. Während in der genannten Zeitspanne die Quote der Vollzeitbeschäftigten nahezu konstant blieb, stieg der Anteil der Teilzeitbeschäftigten seit Mitte der 1990er Jahre bis 2017 von 15 Prozent auf 23 Prozent. Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) hat unlängst entsprechende Statistiken ausgewertet und Zahlen daraus veröffentlicht.
Quoten stiegen seit Mitte der 90er stark an
Teilzeiterwerbstätigkeit ist eine weibliche Domäne. Die Teilzeitquote bei Frauen lag 2017 in ganz Deutschland auf einem deutlich höheren Niveau als noch Mitte der 1990er Jahre. Sie betrug 2017 in den alten Bundesländern gut 38 Prozent. In den neuen Bundesländern lag diese Quote bei etwa 27 Prozent. Damit war ihr Wert jeweils mehr als zehn Prozentpunkte höher als noch Mitte der 1990er Jahre (West: 25 Prozent / Ost: 12 Prozent). Zwar stieg auch die Teilzeit von Männern prozentual an, aber mit weniger Tempo. So betrug die Teilzeitquote von Männern – gemessen an allen erwerbsfähigen Männern – Mitte der 1990er Jahre in Deutschland etwa sechs Prozent. Bis 2017 stieg sie auf rund zehn Prozent an.
Biografie und Bildung sind entscheidende Faktoren
Das Erwerbsleben von Frauen wird vor allem durch Zeiten für Erziehung oder Pflege geprägt oder besser gesagt unterbrochen. Das geschieht nicht selten auch zulasten einer höheren Qualifizierung oder kontinuierlichen Karriereplanung. Zudem konstatieren die Studienautoren bei Frauen auch sogenannte unbeobachtbare Charakteristika, die das Lohnniveau negativ beeinflussen. Dazu zählen unter anderem Arbeitsmarktorientierung, Talent oder Ehrgeiz. Damit einher geht die Tatsache, dass zunehmend Frauen mit weniger Berufserfahrung sowie mit niedrigen oder mittleren Bildungsabschlüssen berufstätig sind. In diesen beiden Gruppen hat sich der Anteil der Frauen mit Teilzeiterwerbstätigkeit seit den 1990er Jahren nahezu verdoppelt. Bei den Frauen mit hoher Qualifikation ist er hingegen weniger stark gestiegen. Die Minder-Qualifikation wirkt sich in der Regel längerfristig auch auf die Gehaltsstruktur aus. So reduziert sich bei Frauen mit Teilzeiterwerbstätigkeit das erreichbare Lebenseinkommen.
Niedrigere Stundenlöhne für Teilzeitbeschäftigte
Wer weniger arbeitet, verdient weniger. Das ist klar. Es liegt aber nicht nur an der geringeren Wochenarbeitszeit, wenn Teilzeitbeschäftigte insgesamt ein geringeres Lebenseinkommen erhalten. Ebenso maßgeblich ist der gezahlte Stundenlohn.
Teilzeitbeschäftigte erhalten durchschnittlich auch niedrigere Stundenlöhne als Vollzeitbeschäftigte. Diese Differenz (Part-Time Wage Gap) ist in den vergangenen Jahrzehnten noch wesentlich größer geworden. Anfang der 1990er Jahre lagen die Stundenlöhne teilzeitbeschäftigter Frauen in Westdeutschland durchschnittlich um neun Prozent niedriger als bei vollzeitbeschäftigten Frauen. Der Höhepunkt des Part-Time Wage Gap wurde zwischen 2010 bis 2014 verzeichnet. Anschließend sank diese Differenz zwischen den Stundenlöhnen von teilzeit- und vollzeitbeschäftigen Frauen wieder. Insgesamt hat sich dieser Wert innerhalb von rund 25 Jahren jedoch verdoppelt und lag zuletzt bei knapp 20 Prozent. Noch dramatischer verlief – prozentual gesehen – die Entwicklung für Frauen in Ostdeutschland. Allerdings gab es nach der Wiedervereinigung und in den ersten Jahren danach eine sehr spezifische Situation auf dem ostdeutschen Arbeitsmarkt.
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