Wer einen neuen Job sucht, landet mit einer 38-prozentigen Chance in einem befristeten Arbeitsvertrag. Die Befristung ist in den meisten Fällen jedoch nicht zu rechtfertigen.
Nur etwa ein Zehntel der Neueinstellungen in Deutschland entsteht durch einen vorübergehenden Bedarf. Die überwiegende Mehrheit der Firmen sucht hingegen Bewerber, die für längere Zeit im Unternehmen bleiben. Dennoch sind fast zwei von fünf der neu abgeschlossenen Arbeitsverträge befristet.
Befristete Angestellte sind engagierter
Die Vorteile für die Unternehmen liegen auf der Hand. Der Arbeitgeber kann ein befristetes Arbeitsverhältnis nach dem Ablauf ohne weitere Gründe beenden. Kündigungsschutz greift hier nicht. In der Regel nutzt die Firma die Zeit, um den neuen Kollegen mit seinen Fähigkeiten besser kennenzulernen, und prüft im Anschluss, ob eine Übernahme angeboten wird. Die Befristung wird also meist als verlängerte Probezeit genutzt.
Zusätzlich zeigen Mitarbeiter in Befristung ein größeres Engagement und bringen somit mehr Leistung. Auch der Bewerbungsprozess ist in der Regel kürzer und somit günstiger. Headhunter, Stellenanzeigen in Zeitungen oder aufwendige Auswahlverfahren kommen viel stärker bei unbefristeten Ausschreibungen zum Einsatz. Nachteilig für die Firmen sind jedoch die längeren Einarbeitungszeiten der Neulinge, was sowohl Ressourcen verbraucht als auch Kosten verursacht. Darüber hinaus schreckt gerade bei stark nachgefragten Jobs eine Befristung die Bewerber ab. Je kürzer dabei die Laufzeit, desto weniger Menschen wollen auch die Stelle, zeigt die IAB-Analyse. Im Schnitt sind Befristungen auf sechs bis 18 Monate ausgeschrieben.
Manche Bewerber profitieren enorm von Befristungen
Die Personalabteilungen bevorzugen zudem schnell verfügbare Mitarbeiter. Daher fangen zuvor arbeitslose Menschen um zwölf Prozentpunkte häufiger eine befristete Stelle an und werden im Bewerbungsprozess mitunter bevorzugt. Sie verschaffen sich aufgrund ihrer Erwerbslosigkeit bei einer entsprechenden Ausschreibung einen Vorteil. Aus Sicht der Arbeitnehmer verbessert eine befristete Jobanzeige somit die Chance, auch nach langer Pause wieder in das Erwerbsleben einzusteigen. Gleiches gilt für noch sehr junge Menschen, die bisher wenig Berufserfahrung sammeln konnten. Da frühere Arbeitgeber fehlen, muss sich ihre Qualifikation erst noch bestätigen. Auch sie weisen deshalb eine deutlich höhere Einstellungsquote bei befristeten Jobs auf.
Großbetriebe mit Betriebsrat stellen öfter auf Zeit ein
Große Unternehmen mit mehr als 75 Beschäftigten stellen mit einer rund neun Prozentpunkten höheren Wahrscheinlichkeit befristet ein. Bei Kleinstfirmen mit weniger als zehn Angestellten kommt das hingegen nur sehr selten vor. Da eine Befristung Bewerber abschreckt, gleichen Großbetriebe diese Lücke nach der IAB-Studie oft mit höheren Löhnen aus. Ihre Stellenanzeige bleibt somit trotz der Nachteile attraktiv. Überraschend ist, dass auch ein Betriebs- oder Personalrat im Unternehmen dazu führt, dass öfter befristete Mitarbeiter gesucht werden. Das lässt sich damit erklären, dass ein Personalrat sich besonders für die bestehende Belegschaft einsetzt. Den Kollegen kann mit den Neueinstellungen auf Zeit so bei künftigen Einsparungen mehr Arbeitsplatzsicherheit gewährt werden. Zudem erhöhen sich mit einem Betriebsrat wegen der Anhörungsrechte auch die Entlassungskosten. Bei einer befristeten Stelle wird dieses Problem umschifft.