Hartz-IV-Empfänger werden weniger gefördert
Die Bundesagentur für Arbeit fördert die berufliche Weiterbildung von Hartz-IV-Empfängern mit weniger finanziellen Mitteln als Arbeitslosengeld-I-Bezieher.
Das geht aus einem neuen Kurzbericht des Instituts der Deutschen Wirtschaft hervor, der sich auf Zahlen des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung der Bundesagentur für Arbeit beruft.
Demnach liegen die Ausgaben je Teilnehmer an beruflicher Weiterbildung in der Gruppe der Bezieher von ALG I bei 14.000 Euro, währenddessen der Wert bei ALG II-Empfängern nur auf 11.400 Euro kommt. Folglich werden Hartz-IV-Empfänger weniger bzw. kostengünstiger weitergebildet. Seit 2006 sind die Gesamtausgaben um nur 40 Prozent gestiegen. Die Förderung stagniert seit 2012. In den letzten beiden Jahren zeigt sich sogar ein Rückgang. Das ist insofern dramatisch, da gerade Arbeitslosengeld-II-Empfänger häufiger Qualifikationsdefizite haben. Eine Förderung ist daher besonders wichtig für eine Wiedereingliederung in den Arbeitsmarkt. Das Institut der Deutschen Wirtschaft stellt daher die Frage nach einer strukturellen Unterfinanzierung der Behörde in den Raum.
Weiterbildung ist der Schlüssel gegen Arbeitslosigkeit
Mit dem Qualifizierungschancengesetz, das Anfang dieses Jahres in Kraft trat, erhöhten sich die Ausgaben der Agentur für Arbeit. Beschäftigte und Unternehmen sollen dadurch Weiterbildungsmaßnahmen durchführen, die sie sich von der Bundesagentur kofinanzieren lassen können. Ziel ist es, betriebliche Seminare zu pushen auch für Umstellungen im Zuge der Digitalisierung. Allerdings sind Arbeitslose, die nicht von solch betrieblichen Maßnahmen profitieren können, davon ausgenommen. In eine Langzeitarbeitslosigkeit geraten aber vor allem Menschen ohne Berufsabschluss, die eine Qualifizierung am dringendsten benötigen, bei dem Qualifizierungschancengesetz aber leer ausgehen. Gerade in dieser Gruppe haben viele Menschen Nachholbedarf bei praxisnahen Kompetenzen.
Weniger Mittel für Geringqualifizierte
Allerdings sind Bildung und Weiterbildung der beste Schutz vor Arbeitslosigkeit. Das zeigen auch die Zahlen. So sind 18 Prozent der Deutschen ohne Abschluss auch ohne Job. Unter den Personen mit Berufsabschluss ist lediglich jeder 26. arbeitslos. Bei Akademikern trifft es sogar nur auf jeden 43. zu. Gleichzeitig jedoch fördert die Agentur für Arbeit vermehrt Arbeitslosengeld-I-Bezieher. So haben sich die Seminar-Ausgaben pro Teilnehmer innerhalb von zwei Jahren auf 14.000 Euro fast verdoppelt – und das trotz sinkender Arbeitslosenquote. Die berufliche Weiterbildung bei Hartz-IV-Empfängern wurde im Vergleich dazu weniger gefördert. Hier sind die Ausgaben je Teilnehmer um nur 40 Prozent gestiegen und betragen derzeit etwa 11.400 Euro. Gerade in Zeiten von Fachkräfteengpässen sollte aber das komplette Potenzial von Geringqualifizierten ausgeschöpft werden, schlussfolgert das IW.
Nachricht an die Redaktion
Senden Sie Hinweise, Lob oder Tadel zu diesem Artikel an die DIA Redaktion.
Ausgewählte Artikel zum Thema
Macht die Digitalisierung viele arbeitslos?
In der öffentlichen Debatte kursieren immer mal wieder Angaben, wie viele Arbeitsplätze von der fortschreitenden Digitalisierung bedroht sind. Doch diese Sicht auf den technischen Fortschritt bleibt häufig einseitig. Das zeigt eine Analyse des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB). Fazit: Die mit diesen Zahlen geschürten Ängste sind fehl am Platz. Zwar sei es richtig, dass […]
Artikel lesenKarriere in der Grundsicherung - nein danke
Wer im Erwerbsleben auf Grundsicherung angewiesen ist, setzt diese „Karriere“ oftmals auch in der Rentenphase fort. Sanktionen sollen helfen, den Ausstieg aus der Grundsicherung voranzubringen. Doch sie sind umstritten. Arbeitsmarktexperte Joachim Wolff hat im IAB-Forum vor wenigen Tagen Vorschläge unterbreitet, wie eine Reform der Sanktionen aussehen könnte, die übermäßige Härten für die Betroffenen vermeidet, aber […]
Artikel lesenBildung verlängert das Leben
Bildung kann eine treibende Kraft sein, wenn es um Gewinn an Lebensjahren geht – darauf deuten neue Erkenntnisse einer Studie hin. Die vom Wittgenstein Centre for Demography and Global Human Capital in Wien durchgeführte Untersuchung findet einen weiteren Aspekt, der für die Lebenserwartung eine wichtige Rolle spielt: Bildung. Bisher standen bei ähnlichen Forschungsprojekten vor allem […]
Artikel lesen